Ifo-Geschäftsklimaindex auf neuem Rekordniveau

Die deutsche Wirtschaft sieht auch Anfang des neuen Jahres optimistisch in die Zukunft. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im Januar zum vierten Mal in Folge von 109,8 im Dezember auf 110,3 Punkte gestiegen und verzeichnet damit den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Experten hatten mit einer Stagnation gerechnet.

Laut Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn schätzten Unternehmen die Aussichten für die kommenden sechs Monate unerwartet besser ein als im Dezember. Das Barometer für die Geschäftserwartungen stieg von 106,8 auf 107,8 Punkte. Die aktuelle Lage wurde nur minimal schlechter bewertet und sank von 112,9 auf 112,8 Punkte.

Ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger sagte, dass die Industrie der Garant für den deutschen Aufschwung sei. „Sie hat einen deutlichen Satz nach oben gemacht und ist jetzt ganz aus der Krise heraus. Ihre Kapazitäten sind überdurchschnittlich ausgelastet, sie möchte wieder mehr Personal einstellen und sieht im Auslandsgeschäft noch bessere Chancen. Die Schuldenkrise kommt bei den Unternehmen momentan noch nicht wirklich an“, betonte Abberger.

Laut Abberger drohe der deutschen Wirtschaft Gefahr von Seiten eines spürbaren Preisanstiegs bei Energiekosten und Rohstoffen. Von einer breiten Inflation könne aber keine Rede sein. Im Handel haben sich die Aussichten im Vergleich zum Dezember leicht abgeschwächt, dies sei aber eine Normalisierung nach der sehr guten Geschäftslage in der Weihnachtszeit. Beim Bau gehen die Aussichten trotz des harten Winters nach oben. Dies liegt vor allem in vollen Auftragsbüchern und die damit verbundenen optimistischen Erwartungen begründet.

Schwächere Konjunkturdynamik in den nächsten Monaten

Nach dem außerordentlich hohen Wachstum im zweiten Quartal dieses Jahres erwarten Finanzexperten eine Abkühlung der deutschen Konjunktur. Dies geht zumindest aus dem Konjunkturbarometer des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hervor. Das ZEW-Barometer wird monatlich jeweils Mitte des Monats veröffentlicht. Dabei werden bis zu 350 Finanzexperten und nicht wie beim Ifo-Geschäftsklimaindex Unternehmen befragt. Der ZEW-Index gibt die Erwartungen für die künftige Wirtschaftsentwicklung der nächsten sechs Monate in Deutschland wieder. Im August ist der Indikator von 21,2 Punkten im Juli auf 14,0 Zähler abgerutscht. Das ist der vierte Rückgang in Folge und der niedrigste Wert seit April 2009. Im April dieses Jahres lag der Index noch bei 53,0 Punkten. Der Wirtschaftsweise und ZEW-Präsident Wolfgang Franz sagte dazu: „Der Rückgang des Indikators deutet nun darauf hin, dass das enorme Wachstum des zweiten Quartals nicht aufrecht erhalten werden kann“.

Allerdings beurteilen die Finanzexperten die aktuelle Lage deutlich besser als im Vormonat. Die Lagekomponente der Befragung durch das ZEW stieg von 14,6 auf 44,3 Zähler deutlich an. Experten hatten nur mit einem leichten Anstieg auf 23 Punkte gerechnet.

Deutlich optimistischer als die Finanzexperten beurteilen die Unternehmen die Aussichten. Die Ende Juli für den Ifo-Geschäftsklimaindex befragten Unternehmen zeigten sich nach dem stürmischen Wachstum im zweiten Quartal so zuversichtlich wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Auch die Wirtschaftswissenschaftler rechnen nach wie vor mit einem Wirtschaftswachstum von drei oder mehr Prozent für das Gesamtjahr 2010.